Kurzfilmandachten

Das Leben ist wie ein Kurzfilm. Nur länger.

Hier finden Sie Kurzfilme, die Sie anregen, über sich und ihren Weg mit Gott oder Gottes Weg mit Ihnen nachzudenken. Die Filme wirken bereits durch sich selbst. Üben Sie sich in ruhiger Betrachtung. Durch beigefügte Gebete und Impulsfragen gelangen sie tiefer in die Auseinandersetzung mit dem Film.

Leben in einer Schachtel

ein Kurzfilm von Bruno Bozzetto

Leben in einer Schachtel

Animation, Italien, 1967, 7 Minuten
Ein Film von Bruno Bozzetto
Produktion: Bruno Bozzetto
empfohlen ab 6 Jahren, FSK 6

Sehen Sie sich zunächst den Film an und lassen Sie den Film auf sich wirken.

Lesen Sie dann den nachfolgenden Impuls:

Öffne die Augen, dann siehst du die Schönheit der Welt und gleichzeitig die Ungerechtigkeiten darin

Da wird ein ganzes Leben gezeigt, in wenigen Bildern, einfach skizziert in nur zu gut bekannten Szenen: Kindheit, Schule, Liebe, Familie, Glück, Arbeit und Tod.

Ist das nicht eine deprimierende Aussicht? Das ganze Leben hin und her zu laufen, um dann am Ende erschöpft im Grab zu liegen? Nur ein schwacher Trost, das Leben grau, nur das Ende bunt? ... Nicht ganz, schauen wir noch einmal genauer hin! Bruno Bozzetto stellt es in seinem Kurzfilm tatsächlich so dar, dass Menschen in ihrem Leben von der Hektik des Alltags hin und her gerissen sind, ... das Leben erscheint oft als nicht synchron, ... und der Alltag ist grau. Erschöpft suchen wir Ruhe. Und nur wenige Augenblicke sind es, die unseren Alltag bunt erscheinen lassen, Liebe, Geburt, der Schmetterling, ...

Doch: Nein, ich schließe mich dieser deprimierenden Interpretation nicht an. Denn ein kleines Detail im Film gibt den entscheidenden Impuls für eine sehr hoffnungsvolle Deutung. Die Hauptfigur unseres Films hat in der Regel seine Augen geschlossen. Schauen Sie sich den Film ruhig noch einmal an und achten Sie auf dieses Detail. Nur in wenigen besonderen Augenblicken seines Lebens öffnet er die Augen und erlebt wie bunt die Welt ist, wunderbare Musik durchströmt die Szenerie. Der Schmetterling, die große Liebe, das neugeborene Kind, ... aber alle diese Momente, in denen die Hauptfigur des Films seine Augen geöffnet hat, werden vom drängenden Alltag und seinen Pflichten und Aufgaben unterbrochen. Die ermahnende Mutter, die Ausbildung, der berufliche Alltag, ... Er schließt seine Augen wieder, die Welt ist wieder grau.

Und genau das sagt der Film: Öffne deine Augen, dann siehst du, die Welt ist nicht grau. Das ist sie nur, wenn du mit "geschlossenen" Augen durch die Welt gehst. Natürlich, der Alltag ist eine echte Herausforderung, die Augen tatsächlich geschlossen zu halten. Aber es würde sich lohnen, die Augen zu öffnen. Am Ende, im Grab, können wir nicht mehr sehen, wie bunt die Welt doch ist. Wir sollten uns beim Versuch, aus der Schachtel unseres Lebens heruaszuschauen oder gar herauszuklettern, nicht die Finger quetschen lassen. Diese Szene, die Bozzetto dem Film vorausgehen lässt, zeigt sein besonders soziales Interesse: Bestimmte gesellschaftliche Strukturen wollen uns in einer Schachtel (im Original: in einer Dose) gefangen halten. Bozzetto rüttelt uns wach: Öffnet die Augen, dann seht ihr die Schönheit der Welt und gleichzeitig auch die Ungerechtigkeiten in der Welt.

Wenn Sie den Film gesehen haben und sich mit dem vorangehenden Impuls beschäftigt haben, gehen Sie dann der Frage nach:

Wenn öffne ich meine Augen?

Wann schließe ich meine Augen?

Gebet

So viele Dige in meinem Leben,
so viele Menschen in meinem Leben,
die mir begegnen.
Manchmal gehe ich unaufmerksam durch mein Leben,
und manchmal etwas achtsamer.
Mein Gott, öffne meine Augen und Sinne,
dass ich die Schönheit deiner Welt nicht übersehe.
Dass ich die Schönheit dieser Welt so sehr liebe,
dass jede Ungerechtigkeit darin mich berührt.
Für diese Welt, ihre Schönheit und eine Gerechtigkeit darin
will ich meine Augen öffnen.
Amen.


Der Mönch und der Fisch

ein Kurzfilm von Michael Dudok de Wit

Der Mönch und der Fisch

Trickfilm - Michael Dudoc de Wit - Frankreich 1994
Laufzeit: 7 Minuten
Empfohlen: ab 12 Jahren

Sehen Sie sich zunächst den Film an. Lassen Sie den Film auf sich wirken, lesen Sie dann die nachfolgenden Gebete.

Gehen Sie dann der Frage nach:
Welchen Fisch in meinem Leben will / wollte ich fangen?
Habe ich ihn gefangen?
Oder ist er einfach so zu mir gekommen?
Was in meinem Leben war ein Geschenk?
Was hat sich von mir finden lassen, obwohl ich es gar nicht gesucht habe?

Gebet

So viele Wege in meinem Leben, die ich gehe.
Manchmal gehe ich unaufmerksam, manchmal achtsamer.
Manchmal weiß ich genau, wohin ich will, manchmal bin ich mir nicht sicher.
Manchmal komme ich an, wo ich gar nicht ankommen wollte.
Und bin ich angekommen, bin ich nicht oft doch wieder dort, wo mein Weg begann?
Wege über blühende Wiesen und Wege durch finstere Täler.
Gott, du sagst mir, dass du da bist auf meinen Wegen,
auch und gerade auf den schwierigen.
Und am Ende willst du mir einen Tisch bereiten;
ein großes Bankette, werde ich dann feststellen.
Mein Gott, öffne meine Augen und Sinne,
dass ich dich auf allen meinen Wegen nicht übersehe.
Herr, erbarme dich.

Manchmal finde ich etwas. Und dann habe es doch nicht gefunden.
Manchmal, Gott, glaube ich, Dich in meinem Alltag zu finden.
Ein winziger Augenblick voller Seligkeit.
Die Sonne glitzert auf den regennassen Blättern des Baumes.
Millionen Lichter tanzen vor meinen Augen.
Ich bin glücklich über diesen einen Augenblick.
Und fühle: Du bist ganz nah.
Wie innerlich gewärmt.
Alle Zeit steht still und alles Sein ist in einem einzigen Augenblick zusammengeflossen.
Du bist da.
Ich fühle es und bin davon erfüllt. ...
Und kaum denke ich es, ist er vorbei.
Dieser Augenblick voller Seligkeit.
Manchmal finde ich. Und dann habe es doch nicht gefunden. ...
Und wenn es ganz anders wäre?
Wenn nicht ich finde, sondern ich gefunden werde?
Und in all diesen wunderbaren Augenblicken, ...
immer nur einen winzigen Augenblick habe ich das Gefühl,
wie es ist, von Dir, Gott, gefunden zu werden.
Gott, du Grund aller Gründe,
wie der Hirsch lechzt nach frischen Wasser,
so sehnt sich meine Seele danach, von Dir gefunden zu werden.
Amen.