"Bin im Garten." Andacht zu Gründonnerstag

30.03.2021

Als Kind war ich gern allein im Garten, der groß und geheimnisvoll war. 
Es gab viel zu entdecken und zu beobachten. Ich war frei und draußen und genoss die Luft, die Erde, das Holz, die Früchte und Blumen im Garten. 

Darum verstand ich nicht, was es für Jesus bedeutete, dass er allein im Garten Gethsemane war und er zerrissen und voller Zweifel auf das blickte, was kommen würde: Verrat, Gefangennahme, Folter, Schmerz, Kreuzigung und der Tod. 
Seine Jüngerinnen und Jünger schliefen und nur er allein war vor Gott. Er war allein im Garten.
Welche Wellen von Angst, welche Wellen von Zweifel und Zerrissenheit mögen Jesus ergriffen haben?

Das wurde mir selbst erst klar, nachdem ich selbst mache schwierige Entscheidung treffen musste.
Ich war dann oft draußen in der Natur, im Garten, manchmal allein, und oft betete ich. Und suchte meine Entscheidung, suchte mit dem Unausweichlichen klarzukommen. Mein Schmerz, meine Angst, mein Zweifel. ...

Jesus war allein, er betete. Und der Weg, den er dann ging, macht ihn für mich zum Menschen, der mir wirklich nahe ist.
Er weiß durch das, was er im Garten an diesem Abend erlebte, und durch das, was am nächsten Tag geschehen wird, was Zweifel ist. Er weiß, was Angst ist, er weiß, was Schmerz ist.
So kennt er mich, meine Zweifel, meine Angst, meinen Schmerz.
Er versteht mich, weil er es selbst kennt: Allein im Garten.

Aber das ist nicht alles, was an diesem Tag geschah: An diesem Abend im Garten, da hatte Jesus zuvor etwas getan, was uns für immer verbinden wird:

Jesus saß mit seinen Freunden zusammen und sie teilten das Mahl am Vorabend des Passah-Festes. Sie waren versammelt und aßen und tranken gemeinsam. 

Egal, was passiert, egal, welchen Zweifel, welche Angst und welchen Schmerz wir erleben werden, wir bleiben verbunden im Mahl das Jesus an diesem Abend mit seinen Freunden feierte. Später werden sie ihn daran erkennen, wie er das Brot teilte.

Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach`s und gab`s seinen Jüngern und sprach:
Nehmet hin und esset. Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.
Ebenso nahm er den Kelch nach dem Mahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus. Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden; solches tut so oft ihr`s trinket zu meinem Gedächtnis.

Wir bleiben mit ihm verbunden. Und wir bleiben so unter uns verbunden. Egal, was geschieht, welchen Schmerz wir leiden, welche Angst wir erleben, wir bleiben verbunden, auch in den Momenten in unserem Leben, in denen wir allein im Garten sind.

Wir bleiben verbunden im Gebet, in der Andacht, in der gemeinsamen Stille und im Teilen von Brot und Wein. Egal wo wir sind, versammelt oder allein. Wir sind verbunden.

Amen.