Vom Suchen und Finden in der Weihnachtsgeschichte. Eine Andacht

07.12.2020

Suchen und Finden. Wir sind in unserem Leben Suchende, und wir sind in unserem Leben Findende. Den Schlüssel, die richtigen Worte, des Rätsels Lösung, den richtigen Partner, Arbeit, Gesundheit, das große Glück, .... Wir sind Suchende. ... Und wir sind Findende.

Es gibt einen Unterschied zwischen Suchen und Finden. Suchen hat ein Ziel, nämlich das, was ich erwarte, was ich am Ziel erlangen werde. Suchen endet, wenn ich das Gesuchte erlangt habe. Und dabei habe ich schon immer eine Ahnung, von dem, worauf sich mein Suchen richtet. Ich weiß genau, was ich will.

Beim Finden ist das anders, das Finden ist plötzlich und bringt mich zu etwas, das ich zuvor vielleicht gar nicht erwartet habe. Finden rechnet nicht unbedingt mit dem, was ich suche. Finden ist offen für das Neue, für das Nicht-Gekannte und Unbekannte. Suchen hingegen richtet sich "nur" auf das, was ich schon kenne. Finden ist darum sich einzulassen auf ein Wagnis des Neuen, nämlich etwas gefunden zu haben, mit dem ich gar nicht gerechnet habe. Zum Finden gehört Mut. Zum Finden gehört Vertrauen. Vertrauen, dass ich auf meinem Weg, auf dem ich zum Finden gelangen werde, etwas finde, das gut für mich ist, ... auch wenn ich es zuvor gar nicht kannte. Es ist die Fähigkeit, sich auf etwas einzulassen, ...

Die Weihnachtsgeschichte erzählt in vielen, mal unscheinbaren, mal deutlichen Bildern auch vom Suchen und Finden. Da sind Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem, und sie finden keine Herberge, sie suchen und werden immer wieder enttäuscht: "Nein, kein Platz für euch." Sie sind offen für, das was kommt. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig. Sie finden den Stall. Unser Suchen wird oft enttäuscht, und wir nehmen manchmal, was kommt.

Maria und Josef finden den Ort, an dem sie später gefunden werden: Von den Hirten, von den Weisen, von den Engeln, ... wir werden manchmal an einen Ort gestellt, um dort von anderen gefunden zu werden.

Sie sehen, liebe Leserin und Leser dieser Adventsbesinnung, es gibt viele Aspekt von Suche und Finden in der Weihnachtsgeschichte. Lesen Sie doch mal die Geschichte selbst und achten Sie darauf, wo Sie solche Aspekte von Suchen und Finden selbst finden. Nehmen Sie sich Zeit dafür: einen ruhigen Abend, zünden Sie eine Kerze an, lesen Sie die Weihnachtsgeschichte. Wir lesen sie immer wieder neu. Lassen Sie sich ein auf das Wagnis, etwas in der Weihnachtsgeschichte zu finden.

Einen Teil der Weihnachtsgeschichte möchte ich hier aber doch noch mal genau betrachten. Es sind die Weisen aus dem Morgenland.

Sie machen sich auf den Weg, weil sie gehört haben, ein König wird geboren werden. Am Ende wird sich zeigen, dass sie einen König finden werden, der nicht der König ist, den sie gesucht haben. Ihre Suche erwartete einen "echten König", sicherlich in einem königlichen Haus, mit angemessenem Reichtum, und allem, was eben zu einem König dazugehört. Ihr Finden bringt sie jedoch in einen Stall, und königliches Personal sind Ochse und Esel, vielleicht noch ein paar Hirten, die wohl immer wieder mal nach Maria und Josef mit dem Kinde schauen. Sie finden den König nicht, wie sie ihn gesucht haben, sondern, wie er sich finden lassen will.

Gott kommt in unsere Niedrigkeit, in unser Leben. Dahin, wo unser Suchen vielleicht gescheitert zu sein scheint. So wie das von Maria und Josef, die in vielen Herbergen abgewiesen wurden. Gott kommt als Mensch in unsere Welt, klein, verletzlich, bedürftig. Gott kommt in unsere Welt und er kennt diese Welt. Er ist einer von uns. Und da lässt er sich finden.

Die Weisen finden den neugeborenen König. Aber sie finden ihn nicht aufgrund ihrer eigenen Suche. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen? Die Weisen machen sich auf den Weg, weil sie einen Stern gesehen haben. Sie machen sich auf und suchen den neugeborenen König natürlich in Jerusalem, der Hauptstatt, da wo der Königspalast steht. Da, wo es zu vermuten wäre. Aber da finden sich nichts.

Sie haben sich bei ihrer Suche auf das ausgerichtet, was sie erwartet haben: Ein neugeborener König im Königshaus in Jerusalem. Als sie sehen, hier ist nicht, was sie suchen. Sie folgen nun weiter dem Stern. Eine gute Entscheidung. Sie lösen sich von ihren eigenen Vorstellungen, die ihre Suche geprägt haben, und sie finden den neugeborenen König schließlich in Heu und in Stroh in der Krippe.

Die drei Weisen waren offen dafür, ihre Erwartungen hinter sich zu lassen. Sie finden nicht aus ihrem eigenen Suchen heraus, sondern weil sie sich beim Finden auf etwas eingelassen haben, das von außen kam: der Stern.

Seht den Stern, der uns auf Gottes Geburt in unserer Welt hinweist, und wir werden ihn finden. Wir werden finden nicht wie wir suchen, sondern wie uns geschenkt wird, wenn wir uns auf das Leuchten des Sterns einlassen.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen, dass Sie an Weihnachten finden werden. Haben Sie Mut, sich auf das Wagnis des Findens einzulassen. Sie dürfen vertrauen, denn Gott ist als Mensch in unsere Welt gekommen.

Frohe Weihnachten.